Selbstoptimierung vs. Persönlichkeitsentwicklung
- Naima Njari

- 17. Jan. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Immer höher, schneller, weiter. Unsere Gesellschaft ist von Selbstoptimierung geprägt, jeder will noch besser werden, noch schöner sein, noch mehr leisten. Und das auch zeigen. Social Media lebt von diesen selbstoptimierten, perfekt in Szene gesetzten Leben, und irgendwie scheint davon niemand genug bekommen zu können. Nur, wie es hinter dem Instagram-Profil im echten Leben wirklich aussieht, das wird sehr oft ausgeblendet und nicht gezeigt.

Auch die Coaching-Szene ist diesem
Bild des perfekten Lebens teilweise verfallen, in dem sie uns suggeriert, dass alles nur noch super laufen kann, jeder
ohne viel zu arbeiten Unmengen an Geld macht und ortsunabhängig arbeiten kann. Es geht nur noch darum, dich noch weiter voranzubringen, deinen Umsatz noch weiter zu steigern und dein Leben noch perfekter zu machen. Dafür, so wird uns oft erzählt, müssen wir nur limitierende Glaubenssätze auflösen und alles wird in Windgeschwindigkeit perfekt in unserem Leben laufen.
Was dabei aber leider vergessen oder verdrängt wird, ist, dass kein Leben perfekt ist! Höhen und Tiefen gehören zum Leben dazu, und du wirst immer noch Probleme haben, auch wenn du reich und unabhängig bist oder sonst all deine Träume verwirklicht hast. Was vergessen wird, ist, dass auch innere Limitierungen dazugehören und wir niemals komplett frei von all ihnen sein werden. Egal, ob uns das gefällt oder nicht. Egal, ob wir das hören wollen oder nicht.
Der Schatten, die unangenehmen Gefühle, unsere Limitierungen gehören zu einem erfüllenden Leben dazu! Und genau das ist der Unterschied zwischen Selbstoptimierung und Persönlichkeitsentwicklung. Bei der Selbstoptimierung geht es darum, möglichst alle unangenehmen Dinge in unserem Leben (egal ob materiell oder emotional) auszulöschen oder sie einfach zu ignorieren. Bei der Persönlichkeitsentwicklung hingegen geht es darum, sich seiner Limitierungen zwar bewusst zu werden und ihre Gründe soweit aufzulösen, dass sie nicht mehr unangenehm viel Platz in deinem Leben einnehmen. Es geht aber auch und vor allem darum, die unangenehmen Dinge fühlen zu können und auch ihnen Platz zu geben um da zu sein, wenn sie auftauchen.

Diese "Probleme/Limitierungen/whatever" (und die Gefühle, die sie in uns auslösen), beinhalten nämlich eine Lektion für uns. Wenn wir sie einfach wegschieben und so tun, als wären sie nicht da, gehen sie davon erstens nicht weg und zweitens beeinflussen sie uns trotzdem noch, die unangenehmen Gefühle sind trotzdem noch da. Bei echter Persönlichkeitsentwicklung geht es darum, diesen unangenehmen Gefühlen Raum zu geben, sie da sein zu lassen und sie zu durchfühlen. So können sie weiterziehen und wir können unsere Lektion aus ihnen auch schneller lernen. Eventuell musst du im Aussen etwas verändern, damit du diese Lektion auch integrieren kannst. Wenn du zum Beispiel das Gefühl hast, immer die-/derjenige zu sein, die/der alles erledigen muss, musst du vielleicht gegen aussen lernen, dich abzugrenzen und auch mal nein zu sagen.
Nochmals, es geht nicht darum, die Probleme "wegzuhaben", wie bei der Selbstoptimierung oft suggeriert wird. Es geht darum, aus ihnen zu lernen. Und diese "Probleme" hören auch nie auf. Sie verändern sich, aber es wird immer Dinge in deinem Leben geben, die du noch lernen darfst.
Wäre ja auch recht langweilig sonst, oder?
Und klar wird dein Leben durch Persönlichkeitsentwicklung "besser" werden. Aber eben besser von innen heraus, nicht aus der Abhängigkeit von äusseren Umständen, sondern weil du in dir zufrieden & glücklich bist. Und ein solches Leben wird für alle von uns anders aussehen.




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