Wie du es schaffst, gesunde Routinen in deinen Alltag zu integrieren
- Naima Njari
- 14. März 2023
- 6 Min. Lesezeit
Ich höre es so oft und kenne es selber nur allzu gut:
"Ich möchte mehr gesunde Routinen in meinen Alltag einbauen, die mich unterstützen. Ich weiss, sie würden mir gut tun, aber der innere Schweinehund ist einfach zu stark!".
Glaub mir, ich verstehe diese Aussage sehr gut! Mein innerer Schweinehund ist ebenfalls ziemlich stark ausgeprägt und macht auch mir manchmal einen Strich durch die Rechnung. Eine richtige Morgenroutine habe ich mir zum Beispiel erst angeeignet, als ich auf Reisen war und entsprechend Zeit hatte. Vorher hatte ich zwar bereits gewusst, dass mir eine solche Routine gut tun würde, aber ich habe es nicht wirklich geschafft, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Die 20 Minuten Schlaf am Morgen oder der Impuls, mich nach einem langen Arbeitstag aufs Sofa zu legen und nichts mehr zu tun, waren mir trotzdem noch wichtiger.
Warum? Weil ich gar nie wirklich innerlich gespürt habe, wie gut mir diese gesunden Routinen in meinem Alltag tun! Ich bin ja nicht früher aufgestanden, habe diesen Routinen ja gar keine echte Chance gegeben, zu wirken. Wie sollte ich da auch spüren, dass sie mir gut tun und sie mir wichtiger sind, als die 20 Minuten Schlaf?

In diesem Hamsterrad befinden sich ganz viele von uns und das ist ganz normal! Wir wissen auf der Kopfebene, dass uns gesunde Routinen wie z.B. achtsame Bewegung, Meditation oder eine Dankbarkeitspraxis gut tun würden, schaffen es aber nicht, unseren inneren Schweinehund zu überwinden und machen uns dann ein schlechtes Gewissen, weil wir es einfach nicht schaffen, diese Routinen in unseren Alltag einzubauen.
Mittlerweile habe ich feste, gesunde Routinen in meinem Alltag. Eine Zeit lang habe ich diese sehr konstant durchgezogen, bis zu dem Punkt, wo es dann wieder ein Müssen war, statt wirklich Zeit, die mir gutgetan hat. In der Zwischenzeit bin ich flexibler geworden mit meinen Routinen. Ich mache jeden Tag etwas für mich, aber es müssen nicht mehr jeden Tag Stunden sein und die Routinen können ganz unterschiedlich aussehen. Hauptsache, sie machen mir Freude und geben mir ein gutes Gefühl. Damit das auch für dich zur Realität werden kann, gebe ich dir in diesem Post folgende Tipps mit, die dir helfen können, gesunde Routinen aufzubauen und deinen inneren Schweinehund zu überwinden:
#1 Start small!
Du musst nicht gleich damit starten, JEDEN Morgen zu meditieren und Yoga zu machen oder JEDEN Abend Sport zu machen. Wenn du dir von Beginn an zu viel vornimmst, wirst du automatisch in den Widerstand gehen und der innere Schweinehund wird dir einen Strich durch die Rechnung machen. Vielleicht schaffst du es sogar, das eine oder zwei Wochen durchzuziehen, aber langfristig wird es dich überfordern und du wirst wieder damit aufhören.
Starte deshalb mit kleinen Schritten. Nimm dir zum Beispiel vor, die neue gesunde Routine, die du gerne in deinen Alltag bringen möchtest, zu Beginn 2x pro Woche durchzuziehen. Es wird so einfacher sein, dich aufzuraffen, weil du weisst, dass dein Einsatz überschaubar ist. Teile den grossen Berg auf in kleine Schritte, und es wird automatisch einfacher werden! Ausserdem musst du dir auch nicht gleich eine volle Stunde Yoga oder Meditation vornehmen. Vielleicht startest du mit 5-10 Minuten, oder was auch immer sich für dich richtig anfühlt! Halte es überschaubar und mach lieber konstante, kleine Schritte als einen riesigen Schritt und dann wieder einen zurück.
Nimm dir an diesen Tagen, an denen du die neue, gesunde Routine aufbaust, auch immer Zeit, dich zu fragen, wie du dich nach der Routine fühlst. Vielleicht nimmst du wahr, dass du durch 5 Minuten Meditation am Morgen den ganzen Tag ausgeglichener und ruhiger bist. Nimm dir die Zeit für diese Selbstreflexion und du wirst merken, wie gut sich diese neue Routine für dich anfühlt. Wenn du das merkst, hast du den ersten Schritt in Richtung einer beständigen Routine getan. Du wirst nämlich mehr von dem wollen, was dir gut tut. Erst, wenn du die entsprechenden positiven Effekte in dir spürst, wirst du auch mehr davon machen wollen und du wirst automatisch damit beginnen, die neue Routine regelmässiger in deinen Alltag einzubauen, weil sie sich gut anfühlt! Weil sie sich noch besser anfühlt, als die 20 Minuten mehr Schlaf am Morgen oder der Abend auf der Couch.
Wenn dieser Punkt bei dir einfach nicht zu kommen scheint, könnte Tipp Nr. 3 wertvoll für dich sein ;).
#2 Just do it!
Es braucht etwas über 30 Tage, um eine neue Gewohnheit in dir zu festigen und sie wirklich zu einem Teil deiner Routinen werden zu lassen. Die allermeisten Menschen hören innerhalb dieser 30 Tage auf, die Gewohnheit zu integrieren. Das ist ziemlich logisch, denn in diesem ersten Monat wird es mehr Effort von dir brauchen, um die neuen Gewohnheiten beizubehalten. Warum?
Die neuen Gewohnheiten sind ein Schritt raus aus deiner Komfortzone. Und dieser Schritt braucht immer unsere Willenskraft, um ihn wirklich zu gehen. Das darf auch so sein und du darfst in dieser Zeit (und auch in den Zeiten danach) immer wieder deine Disziplin trainieren und das tun, was dich langfristig weiterbringt, anstelle von dem, was sich kurzfristig gut anfühlt.

Da diese Phase unweigerlich dein Durchhaltevermögen braucht, ist es eine gute Idee, dir zu überlegen, warum du diese neue Routine überhaupt in dein Leben bringen möchtest. Finde einen Grund, der sich für dich richtig anfühlt und der nicht auf einem "MUSS" basiert, weil du beispielsweise das Gefühl hast, nur so kannst du gesund sein. Baue diese gesunden Routinen in dein Leben ein, weil du dich liebst und du dir selber wichtig bist. Nicht, weil du das Gefühl hast, es tun zu müssen. So wirst du die neue Routine viel besser und schneller in deinen Alltag integrieren können.
Ein Tipp noch: wenn Mal der Schweinehund hochkommt und dich davon abhalten will, deine Routine durchzuziehen, gib dir 10 Sekunden um wahrzunehmen, dass dieser Schweinehund gerade da ist und du gerade absolut keine Lust hast, die neue Routine durchzuziehen. Gib dir diese 10 Sekunden, stehe danach auf und tu es trotzdem! Das wird nicht immer klappen, ist aber eine ganz tolle Möglichkeit, dein Durchhaltevermögen zu trainieren.
#3 Find what feels good to YOU!
Es ist ganz wichtig, dass du dir Routinen zulegst, die dir gut tun und die dir Spass machen! Nur so wirst du auch langfristig in der Lage sein, sie durchzuziehen. Dabei darfst du dich an Vorschlägen von Aussen orientieren, aber du musst ihnen nicht folgen, wenn sie sich nicht richtig anfühlen!
Probiere unterschiedliche Dinge aus und finde das, was DIR gut tut und was DICH unterstützt. Und das kann etwas ganz anderes sein als Yoga oder Meditation oder all diese Routinen, die dir immer wieder von allen Seiten vorgeschlagen werden. Probiere Dinge wie Yoga oder Meditation auf deinem Weg gerne aus und gib ihnen etwas Zeit, um zu wirken. Aber wenn du mit der Zeit merkst, dass diese Routinen einfach nicht die Richtigen für dich sind, dann lege dir andere zu! Es geht bei gesunden Routinen darum, dass sie dich unterstützen und dir gut tun, und nicht darum, dass sie zu einem weiteren To-Do auf deiner Liste werden, die einfach abgehackt werden müssen. So wirst du die Routinen auch automatisch viel leichter in dein Leben integrieren können, weil sie dir gut tun und du dich danach besser fühlst.
#4 Don't be so hard on yourself!
Wie zu Beginn geschrieben, war ich früher sehr hart zu mir selbst. In meiner Yogalehrer-Ausbildung hat einmal jemand gesagt, dass ein echter Yogi mindestens eine Stunde pro Tag selber Yoga praktiziert. Am besten packt man da dann noch 30 Minuten Meditation am Morgen und am Abend dazu und erst dann kann man voll in seiner Mitte sein. Damals war das richtig für mich, als ich am Reisen war, habe ich fast 2h Yoga am Tag gemacht und wohl ca. 1h pro Tag meditiert. An manchen Tagen kamen dann noch Massagen oder anderes dazu. Aber wenn wir realistisch sind, ist das für Menschen, die berufstätig sind kaum machbar. Ich habe das lange nicht verstanden und mich dafür verurteilt, als ich diese Routinen nach der Rückkehr ins Berufsleben nicht mehr in diesem Umfang wahrnehmen konnte. Dadurch habe ich mir ständig ein schlechtes Gewissen gemacht und diese Routinen, die mir mal so gut getan haben, noch weiter vergiftet. Bis ich irgendwann verstanden habe, dass es nicht darauf ankommt, wie lange ich täglich auf meiner Matte stehe oder meditiere. Es kommt vielmehr darauf an, mit welcher Absicht ich das tue und wie es sich anfühlt.
Das wird sich automatisch verändern! Ich bin mittlerweile in meinen Routinen viel freier geworden. Ich räume mir zwar weiterhin Platz und Zeit für sie ein, aber ich fülle diese Zeit viel intuitiver. Wenn es mir beispielsweise gerade mehr Spass macht, ein Buch zu lesen als Yoga zu machen, erlaube ich mir auch das. Natürlich geht es hier immer um eine Balance. Wo halte ich mich aus Bequemlichkeit zurück und wo darf ich mir den Platz herausnehmen, genau das zu tun, was sich im Moment für mich richtig anfühlt?

Das ist eine Abwägung, die du immer wieder selber machen musst und die dir niemand abnehmen kann. Du wirst merken, dass diese Abwägung mit der Zeit einfacher werden wird, wenn du dich selber besser kennenlernst. Ich hoffe sehr, dass du aus diesem Beitrag etwas für dich mitnehmen konntest. Und noch ein ganz wichtiger Hinweis zum Schluss:
Du musst es dir wert sein, gesunde Gewohnheiten aufzubauen! Wenn du merkst, dass es einfach nicht klappen will, dann schau mal da hin. Bist du es dir überhaupt Wert, dass es dir gut geht? Oder stellst du immer noch die Bedürfnisse aller anderen vor deine? Falls das der Fall ist, erlaube dir zuerst, an deinem Selbstwert zu arbeiten.
Alles Liebe,
Naïma
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