Warum Yoga? Mein Erfahrungsbericht.
- Naima Njari
- 25. Jan. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Ich erinnere mich noch genau an meine erste Yogaklasse zurück. Ich war mit einer Freundin für ein Wochenende weg. Nach einer langen Partynacht fragte sie mich am nächsten Morgen, ob ich Lust auf eine Online-Yogaklasse hätte. Eigentlich hatte ich das nicht, aber wir hatten sonst nichts wirklich zu tun, draussen war es kalt und hat geschneit. Also hab ich mitgemacht.

Es war ungewohnt für mich, meine Augen zu schliessen und die Aufmerksamkeit nach Innen zu bringen. Ich war es mir einfach nicht gewohnt, meinen Körper und meinen Atem achtsam wahrzunehmen. Es war mental definitiv eine Herausforderung für mich. Und gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich nach Hause kommen. Es fühlte sich an, als hätte ich genau darauf gewartet. Dieses Gefühl nach 30 Minuten auf der Matte war für mich damals unbeschreiblich. Heute weiss ich, ich bin während dieser 30 Minuten das erste Mal in meinem Körper und bei mir angekommen. Das erste Mal in meinem ganzen Leben (damals war ich 20)!
Komplett geflasht von dieser Erfahrung, bin ich im darauffolgenden Monat jeden Tag auf die Matte getreten und habe praktiziert. Mein Körper entwickelte ein regelrechtes Verlangen nach den sanften und doch auch anstrengenden Bewegungsabläufen. Ich verstand damals nicht, warum Yoga mir so gut tat. Ich wusste nur, dass es in mir plötzlich ganz viel verändert hat. Ich fing ganz automatisch an, auch in meinem Alltag ruhiger zu werden. Ich war damals jemand, der immer unter Strom war. Ich hatte gefühlt tausend Verpflichtungen und wollte sie alle perfekt erfüllen. Dabei habe ich aber mich selber komplett vergessen. Ich fühlte mich selber nicht, wusste nicht, was ich eigentlich vom Leben wollte und war mit nur 19 Jahren schon am Rande einer Depression. Ausserdem litt ich während ich mit Yoga begonnen habe, immer noch an Bulimie und verabscheute meinen Körper regelrecht. Ich war ein Opfer meiner (teilweise fast zwanghaften) Gedanken.
Dank Yoga konnte ich mich befreien und übernahm wieder die Verantwortung. Durch Yoga habe ich zum ersten Mal realisiert, dass Gedanken nichts mehr als einfach nur Gedanken sind. Ihre Macht durch uns erhalten sie erst, wenn wir diesen Gedanken blind folgen und unbewusst danach handeln. Ich habe verstanden, dass ich mehr bin, als meine Gedanken. Ich bin vom Kopf mehr in den Körper und dadurch mehr in mein Herz gekommen. Wenn ich heute darauf zurückblicke, würde ich sagen, dass Yoga mir mein Leben gerettet hat. Mein glückliches Leben. Wäre ich an diesem Tag nicht auf die Matte gestiegen, hätte ich wahrscheinlich heute noch mit meiner Psyche zu kämpfen oder den Kampf schon lange aufgegeben und resigniert.

Vielleicht fragst du dich, wie es sein kann, dass ein paar Dehnungen und Bewegungen auf der Matte in mir so viel ausgelöst haben. Wie gesagt, sie haben mir die Augen geöffnet, dass ich meinen Gedanken nicht blind folgen muss. Warum?
Wenn du selber schon einmal Yoga praktiziert hast, weisst du bestimmt auch, dass es Asanas (Körperhaltungen) gibt, die ziemlich anstrengend sind. Im Yoga halten wir diese für einige Atemzüge. Irgendwann funken deine Gedanken rein und sagen dir, dass das jetzt doch zu anstrengend ist und du sofort damit aufhören sollst. Und genau so lernst du, dass du diese Gedanken zwar wahrnehmen kannst, jedoch nicht unbedingt nach ihnen handeln musst. Diese und unzählige weitere Lektionen, die Yoga dir beibringen kann, nimmst du mit von der Matte raus in dein gesamtes Leben. Und weil du anfängst, anders zu denken und zu handeln, fängt auch dein Leben an, sich zu verändern.
Ein weiterer sehr heilender Effekt von Yoga war, dass es mein Nervensystem beruhigt hat und auch so ganz viel Heilung brachte. Ich habe in meiner Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht, die dazu geführt haben, dass mein Nervensystem konstant im Überlebensmodus war. Ich war so gestresst, hatte auch gesundheitlich bereits viele Probleme und war dauernd nur am Anschlag. Ich wusste bis dahin nicht, was es bedeutet, sich richtig zu entspannen und sich in seinem Körper sicherzufühlen. Durch Yoga durfte ich das, und so vieles mehr, erfahren.
Ich könnte hier jetzt noch tausend weitere Lektionen aufzählen, die Yoga mich gelehrt hat. Hunderte weitere Vorteile, die sich durch Yoga in meinem Leben ergeben habe. Ich könnte jetzt all die gesundheitlichen Vorteile von Yoga auflisten oder dir erklären, warum es wichtig ist, sich achtsam zu bewegen und den Atem miteinzubeziehen.

Aber ich lade dich ein, es für dich selber herauszufinden. Und erlaube dir hier auch, mal verschiedene Stile von Yoga auszuprobieren. Nicht jeder Stil sagt jedem zu (ich zum Beispiel mag Ashtanga-Yoga überhaupt nicht gerne) und nicht jede Lehrperson wird für dich geeignet sein. Vielleicht versuchst du es auch einfach wie ich damals, gehst auf YouTube und suchst dir ein Video aus, das dich intuitiv anspricht. Ich persönlich kann dir dafür die Accounts "Yoga with Adriane" und Mady Morrison herzlich empfehlen. Und natürlich freue ich mich riesig, wenn du einmal eine meiner Klassen besuchst.
Viel Spass auf der Matte!
Love, Naïma
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