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Was Gefühle sind und wie du lernst, mit ihnen umzugehen.

Gefühle können uns auf den Gipfel der Welt heben oder uns in tiefe Täler runterziehen. Wir alle haben Gefühle, und doch weiss kaum jemand, was Gefühle denn eigentlich sind und warum sie so wichtig für unser persönliches Wachstum und unser ganzes Leben sind. Noch schlimmer, kaum jemand steht echt und authentisch zu seinen Gefühlen und zeigt diese auch. In unserer Gesellschaft ist es immer noch normal, dass man sich entschuldigt, wenn man weint! Immer noch höre ich so oft Eltern zu ihren Kindern sagen: "Du musst nicht wütend sein/Angst haben/traurig sein!". Dies ist von den Eltern niemals böse gemeint, aber da sie selber nie gelernt haben, echt mit ihren Gefühlen umzugehen, geben sie es auch so an ihre Kinder weinen. Die meisten von uns haben bereits als Kind gelernt, dass es nicht in Ordnung ist, Gefühle wie Traurigkeit, Angst oder Wut zu spüren. Dass wir diese Gefühle unterdrücken müssen, um in unserer Gesellschaft akzeptiert zu werden. Ist das nicht tragisch?!


Was passiert wenn du Gefühle nicht fühlst?


Und nicht nur das. Es ist auch extrem gefährlich und kann so viel Leid verursachen, wenn wir (vor allem die unangenehmen) Gefühle unterdrücken. Gefühle sind nämlich nichts anderes als Energie. Diese Energie entsteht in uns durch einen gewissen Gedanken, der den Gefühlen vorangeht. Dieser Gedanke interpretiert oft die Situation, in der wir uns gerade befinden und läuft meistens unbewusst ab. Aufgrund von diesem Gedanken entsteht danach die entsprechende Energie/das entsprechende Gefühl. Wenn du zum Beispiel herausfindest, dass jemand anderes hinter deinem Rücken schlecht über dich gesprochen hat, wird der Gedanke in dir ausgelöst: "Das ist nicht richtig.". Diese Interpretation der Situation ("Es ist nicht richtig, dass man hinter meinem Rücken schlecht über mich redet.") löst in uns dann eine Wut-Energie aus, die wiederum entscheidet, wie wir uns in der Situation korrekt verhalten. Wenn wir nun aber das Gefühl der Wut in dieser Situation unterdrücken, weil wir gelernt haben, dass es sich nicht gehört, wütend zu sein, ist diese Wut-Energie weiterhin noch da. Du hast sie zwar weggedrückt, aber sie ist immer noch in deinem Energiekörper vorhanden, weil sie sich nicht entladen konnte.

Meistens entlädt sich diese Energie dann in total unpassenden Momenten. Wenn du beispielsweise am Abend nach Hause kommst und die Küche voller dreckiger Geschirr von deinem Partner/deiner Partnerin ist, löst dies alleine vielleicht einen kleinen Anteil an Wut-Energie in dir aus. Mit diesem kleinen Anteil der "gerechtfertigten" Wut, kommt nun aber gleichzeitig die volle Ladung an Wut hoch, die du vielleicht den ganzen Tag hindurch unterdrückt hast. Deine Reaktion steht in keinem Verhältnis zu der aktuellen Situation und sie eskaliert vollkommen unnötigerweise.


Noch schlimmer ist es allerdings, wenn sich diese Energie nirgends entladen kann und du sie immer weiter hinunterdrückst. Denn auch hier ist diese Energie weiterhin in deinem Energiesystem gefangen. Sie beeinflusst von hier aus deine Gedanken, Verhaltensweisen und damit auch dein Leben. Und wenn du dich nie mit der verdrängten Emotion auseinandersetzt (Emotion = über längere Zeit hinuntergedrücktes Gefühl), wird sich diese wahrscheinlich sogar irgendwann mal auf der physischen Ebene in Form einer Krankheit manifestieren.


Wir alle haben hinruntergedrückte Emotionen, meistens sogar viel mehr, als wir wahrhaben wollen. Als Kinder können wir diese unangenehmen Gefühle nämlich nicht fühlen, wir brauchen die Unterstützung einer erwachsenen Person, damit wir spüren, dass wir weiterhin sicher sind, auch wenn gerade ein unangenehmes Gefühl da ist. Das absprechen oder ignorieren von diesen Gefühlen durch die erwachsene Person gilt allerdings nicht als Unterstützung und lernt uns meist nur, dass wir das Gefühl am besten einfach ignorieren und wegdrücken sollten. So stauen sich die Gefühle in uns mit den Jahren zu einem riesen Stapel an Emotionen an, die uns mit ihrer negativen Schwingung runterziehen und unser Leben unnötigerweise erschweren. Es ist also extrem wichtig, Gefühle fühlen zu lernen. Und gerade die unangenehmen Gefühle stellen hier auch für uns Erwachsene noch oft eine Herausforderung dar. Aber du kannst lernen, sie zu fühlen und fliessen zu lassen!


Lass die Gefühle fliessen! Eine Anleitung:


Wenn die unangenehmen Gefühle/Emotionen dann doch mal Überhand nehmen und sie so gross sind, dass wir sie nicht mehr wegdrücken können, dann stehen wir diese Gefühle eher durch als dass wir sie wirklich geschehen und da sein lassen. Eigentlich möchten wir sie weiterhin weghaben, wir spannen unsere Muskeln an, unsere Atmung wird flacher und unsere ganze Energie zieht sich zusammen. Eigentlich sind wir nur beschäftigt damit, den nächstbesten Moment zu finden, wo wir das Gefühl wieder runterdrücken und ignorieren können, bis es irgendwann mal wieder an die Oberfläche kommt.


Um Gefühle aber wirklich zu fühlen, ist genau das gegenteilige Verhalten hilfreich. Wenn diese Gefühle kommen, dürfen wir gleichzeitig unsere Füsse gut am Boden spüren, die Muskeln in unserem Körper entspannen und unsere Atmung vertiefen. So vermitteln wir unserem Körper ein Gefühl der Sicherheit, und nur wenn wir uns sicher fühlen, können wir die unangenehmen Gefühle auch wirklich fühlen, ohne uns dagegen zu wehren. Fühlen wir uns hingegen unsicher, kann das Gefühl so stark werden, dass wir nicht mehr alleine damit umgehen können und unser System total überfordern. Deshalb ist es empfehlenswert, dass du die ersten Male eine Person hinzuziehst, die dich darin unterstützt, das Gefühl zu fühlen und gleichzeitig ganz sicher in dir zu bleiben. Starte auch nicht gleich mit den unangenehmen, angestauten Emotionen aus deiner Kindheit. Nimm dir als Übung einfach mal vor, die Wut in dir das nächste Mal, wenn sie hochkommt, einfach mal zu spüren. Ohne, dass du danach handeln und irgendetwas kaputt machen müsstest. Ohne, dass du dagegen hältst. Versuche, dich in das Gefühl hineinzuentspannen, einfach nur wahrzunehmen, wie sich dieses Gefühl anfühlt, wo in deinem Körper du das Gefühl am meisten spürst und fokussiere dich darauf weiterhin tief zu atmen. Wenn das Gefühl ganz stark ist, erlaube dir durch den Mund auszuatmen, dies hilft dir zusätzlich beim Loslassen. Wenn du diese Technik einmal ausprobierst, wirst du wahrscheinlich merken, wie das Gefühl zu Beginn etwas stärker wird. Das ist komplett normal, da du es bewusster wahrnimmst und ihm endlich Platz gibst. Atme weiter und du wirst merken, dass das Gefühl langsam wieder abflachen wird und irgendeinmal ganz verfliegt.

Du siehst also, Gefühle sind wichtige Botschafter. Sie zeigen uns, wie wir die Welt sehen, was unsere Werte sind und wo in unserem Umfeld diese Werte vielleicht verletzt werden. Sie sind nicht böse, sondern unsere Helfer und extrem wichtig für uns! Stell dir einmal vor, du könntest keine Gefühle mehr empfinden. Weder die angenehmen, noch die unangenehmen. Wäre das Leben so nicht unglaublich eintönig und langweilig? Übrigens: je intensiver wir die unangenehmen Gefühle fühlen können, desto intensiver können wir auch die angenehmen Gefühle wie Freude oder Liebe spüren!


Also, lass uns Gefühle in unserer Gesellschaft wieder anerkennen, fange an, wieder eine Beziehung zu deinen Gefühlen aufzubauen, sie zu fühlen und auch zu kommunizieren. So erschaffen wir Gefühl um Gefühl eine einfühlsamere und liebevollere Welt, in uns und um uns.

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