Wie du alleine durch die Beobachtung deines Atems Heilung erschaffst.
- Naima Njari
- 25. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit

Die Beobachtung deines Atems ist eine der ältesten Meditationstechniken. Dabei "tun" wir nichts mehr, als uns aufrecht hinzusetzen und den natürlichen Fluss des Atems zu beobachten. Dabei konzentrieren wir uns zuerst auf die Empfindungen in unserem Körper, die der Atem verursacht. Du spürst den Atem an und in deinen Nasenlöchern, in deinen Lungen, dem Bauch und überall dort, wo du den Atem spürst. Bleibe mit deinem Fokus beim Atem und komme immer wieder zurück, wenn deine Aufmerksamkeit abschweift.
Für mich ist diese Technik eine der einfachsten Techniken, die uns bei regelmässiger Übung nicht nur dabei unterstützt, ruhiger und ausgeglichener zu werden. Vielmehr ist diese Meditationsform ein Ausgangspunkt für tiefe persönliche Weiterentwicklung, die unser Bewusstsein mit unserem Unterbewusstsein verknüpfen kann und uns somit dabei hilft, mit Gedanken/Erfahrungen/Emotionen, die im Unterbewusstsein abgespeichert sind, in Kontakt zu treten, sie zu erkennen und anschliessend mit ihnen zu arbeiten.
Aber wie kann eine so simple Praxis einen so grossen Effekt auf uns haben? In allererster Linie durch neue Verknüpfungen in unserem Gehirn. Wenn wir es in der Meditation üben, unseren Fokus immer wieder zurück auf unsere Atmung zu lenken, wird uns dies auch im Alltag und in herausfordernden Situationen öfter in den Sinn kommen. And this is where the Magic happens!
Unser Atem ist nämlich wie bereits erwähnt die Brücke zwischen unserem Bewusstsein und unserem Unterbewusstsein. Es ist schon lange bekannt, dass der Atem eine beruhigende oder belebende Wirkung auf unser Nervensystem hat und ebenfalls mit bestimmten Emotionen in Zusammenhang steht. Fliesst unser Atem zum Beispiel flach und schnell, weist dies uns darauf hin, dass wir uns gerade im sympathischen Nervensystem aufhalten. Das heisst, wir fühlen uns durch etwas gestresst/bedroht und sind innerlich in Kampf-/Fluchtbereitschaft. In diesem Zustand laufen in grösster Schnelle in unserem Unterbewusstsein Prozesse und Programme ab, die uns beim Überleben helfen sollen. Die Alarmbereitschaft in deinem System macht es deinem Bewusstsein extrem schwierig, gegen diese alten unbewussten Muster, die dir heute wahrscheinlich nicht mehr dienlich sind, zu arbeiten geschweige denen ihnen auf die Schliche zu kommen und herauszufinden, was genau die Verursacher dafür in deinem Unterbewusstsein sind. Ein grosser Grund dafür ist, dass bei solchen Überlebensreaktionen der präfrontale Kortex in deinem Gehirn weniger aktiv ist, was es uns schwer macht, die Situation sachlich und objektiv zu bewerten und eine passende Lösungsstrategie zu entwickeln. Vielmehr gleicht unser Gehirn die aktuelle Situation mit allen Erfahrungen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind, ab und wählt aufgrund von alten Erfahrungen und daraus gelernten Verhaltensweisen die jetzt passende Verhaltensweise aus.

Wenn wir es hingegen in solchen Situationen schaffen, unseren Fokus auf unseren Atem zu lenken und ihn ruhiger fliessen zu lassen, können wir unser Nervensystem regulieren und es aus dem sympathischen Zustand wieder in den Parasympathikus zurückholen. Hier schaffen wir einen kleinen Abstand zwischen Reiz und der automatischen/unbewussten Reaktion, in dem sich unser präfrontaler Kortex wieder einschaltet und es uns möglich macht, rationaler zu reagieren. In diesem Zustand ist es uns ausserdem möglich, die verschiedenen Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen, die bei Betrachtung der aktuellen Situation entstehen. Vielleicht spüren wir dabei Spannung in den Schultern oder im Nacken, ein Ziehen in der Brust oder ein Stechen im Bauch. Wenn wir diese Empfindungen in unserem Körper spüren und gleichzeitig bei unserem Atem bleiben, hilft uns unser Atem dabei, die Spannung in unserem Körper Atemzug für Atemzug mehr loszulassen.
Oft ist diese Spannung nicht nur körperlicher Natur, sondern dahinter kommt häufig eine alte Emotion wie Angst, Wut oder Trauer zum Vorschein. Wahrscheinlich ist sie mit einem der Erlebnisse verknüpft, das deine Reaktion auf deine aktuelle Situation zumindest teilweise erklärt. Auch beim Durchfühlen der Emotion und der Verarbeitung der Bilder und Erinnerungen ist dir dein Atem ein guter Diener. Je ruhiger du auch bei intensiven Emotionen Weiteratmen und dich entspannen kannst, desto einfacher wird sich die alte Emotion und die alte Erfahrung aus deinem System lösen.
Der Atem ist dir also vor allem so dienlich, weil er dir erlaubt, mehr Achtsamkeit in dir zu erschaffen. Dies wirst du bei regelmässiger Übung auch ausserhalb der Meditation in deinem Alltag erleben können. Dies ermöglicht es dir, besser mit Triggern umzugehen, dich weniger im unbewussten Überlebensmodus aufzuhalten und rationaler und bewusster auf Situationen zu reagieren. Ausserdem gibt dir dein Atem die unbezahlbare Möglichkeit, alte Spannung, die du in deinem Körper noch festhältst und die mit alten Erfahrungen in Verbindung steht, zu erkennen und sie loszulassen. Diese Meditationspraxis ist wirklich eine der transformierendsten und einfachsten Techniken, die ich kenne.
Also, worauf wartest du noch? Setz dich gerade hin, nimm zu Beginn tiefe Atemzüge und richte deinen Fokus auf deinen Atem. Bleib dabei. Wenn du Spannung oder Emotionen in deinem Körper spürst, gehe mit deiner Aufmerksamkeit dort hin, atme weiter tief ein und aus und bleibe beim Atem und der Empfindung im Körper. Stell dir vor du kannst mit jeder Ausatmung ein bisschen mehr loslassen. Schau, was passiert.
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